In der Schule.
Nach der 9. Klasse auf einem allgemeinbildenden Gymnasium, wechselte ich in die 11. Klasse eines Fachgymnasiums. Dies war ein wichtiger und richtiger Schritt.
Das erste Schuljahr in den neu zusammengesetzten Klassen war dazu da, eine gemeinsame Stufe im Lernstoff zu finden, mögliche Lücken auszubügeln und grundlegende Fragen zu klären.
Ich war total unterfordert. Der Stoff langweilte mich. Ich war von meiner vorherigen Schule ein anderes Lerntempo gewohnt. Eine größere Menge an Hausaufgaben. Mehr Eigenständigkeit. Das Ganze zog mich total runter.
Um nicht vollends zu verzweifeln, fing ich an:
Nebenbei des Unterrichts zu lesen. Ich war einfach so unterfordert und gelangweilt. Meine Lehrkräfte fanden es am Anfang doof und auch befremdlich, dass ich las. Doch nach einiger Zeit merkten sie, dass ich mich so (kurioserweise) viel besser auf den Stoff konzentrieren konnte und trotz des Lesens alles mitbekam. Ich war von den Reizen um mich herum nicht mehr so abgelenkt und fokussierte mich auf das Buch. So erlangte ich eine Sicherheit und konnte die nun freigewordene Energie für den Unterricht nutzen.
Mandala zu malen. Ebenfalls etwas, was ich gerne während des Unterrichts tat. So konnte ich mich fokussieren und konzentrieren.
In der Uni.
Während meiner Vorlesungen, in unübersehbaren und überfüllten Hörsälen, häkel ich sehr gerne. Es hilft mir, mich zu konzentrieren und den ganzen Schmarrn um mich herum auszublenden.
Sudoku. Ebenfalls etwas was ich sehr gerne in der Uni mache um ‚bei mir‘, in meiner Mitte zu bleiben.
Pferdekoppel. Neben einem unserer Campusse befindet sich eine Pferdekoppel. Diese besuchte ich gerne, wenn ich mit den ganzen Menschen um mich herum nichts mehr zu tun haben wollte. Besonders gerne befand ich mich dort, unmittelbar vor anstehenden Klausuren. So konnte ich dem nervösen Gelaber meiner Kommilitonen vor der Klausur aus dem Weg gehen.
Ansich ist einer meiner ULTIMATIVSTEN Geheimwaffen der Faktor, einfach wegzugehen. Um den Block. Auf Toilette, obwohl ich vielleicht in dem Moment nicht muss. Zu meinem Auto, weil ich etwas „vergessen“ habe. Und. Und. Und. Erstmal weg von der Situation. Und nach einem kleinen Moment klappt das Ganze dann vielleicht schon wieder besser.
Der Sitzplatz. Für mich persönlich spielte die Wahl meines Sitzplatzes schon immer eine große Rolle. Gerne sitze ich an der Wand, gegenüber vom Fenster. So kann ich hinausschauen. Niemand sitzt in einer Reihe hinter mir und die Sonne strahlt nicht in meinen Rücken.
Liegt dieser Platz jedoch relativ weit vorne, kann es sein, dass die Kommilitonen oder Mitschüler hinter einem entlang, zur Tür gehen müssen. Von der Breite des Raumes, und vor allem des Ganges, ist es dann abhängig, ob dies als unangenehm empfunden wird oder nicht.
Ebenfalls kann es sein, dass bei dieser Platzwahl die Sonne unangenehm ins Gesicht scheint.
Deshalb suche ich, sofern es geht, eine Sitzgelegenheit an der Seite, oder hinten seitlich. Ich versuche nicht an der Tür zu sitzen. So käme ich zwar schneller hinaus, jedoch wird man von den Menschen gestört, die zu spät kommen. Oder früher gehen.
Ebenfalls wäge ich, hinsichtlich der Tages- und Jahreszeit und der Lage des Raumes ab, ob ich mit dem Blick zum Fenster oder mit dem Rücken zum Fenster sitzen möchte.
Haben die Tische eine angenehme Breite und ist das Seminar nicht so gut besucht, kann ich mich auch mittig in eine Reihe setzen. Ist der Raum jedoch dunkel/ überfüllt, oder die Tische sehr klein kalkuliert, versuche ich an einer Ecke, am Ende einer Reihe sitzen zu können. Dann habe ich neben mir Platz für den Rucksack und mir hängen nicht beidseitig die Menschen zu nah auf der Pelle.
Vorbereitung. Ich versuche so gut wie möglich vorbereitet zu sein. In der weiterführenden Schule bedeutete dies für mich, benötigte Bücher sind eingepackt, Unterlagen ausgefüllt/ ausgedruckt/ oder abgeschrieben.
Von der Schule ausgeliehene Bücher sind schon eine Sache für sich. Deshalb war es mir stets wichtig, sie in einem Schutzumschlag eingewickelt zu haben. So konnte ich sie besser anfassen, denn der Umschlag war ja von mir und nicht fremd (und hundertmal benutzt). In unserer Klasse war es für mich nie ein Problem, mit Jemandem gemeinsam in die Unterlagen zu schauen. Ich saß stets neben Menschen, die ich sehr mochte und hatte keinerlei Berührungsprobleme oder Abneigung gegenüber Konversationen.
In der Uni gibt es leider nicht mehr den Vorteil eines festen Klassenverbandes. Gerade die Tatsache, dass ich meinen Bachelor an zwei unterschiedlichen Universitäten studiere, macht es nicht leichter, feste Ansprechpartner oder Sitznachbarn in den Veranstaltungen zu haben.
Ich mag es gar nicht, wenn ich mit jemand Fremden in die Unterlagen schauen muss. Vor allem, wenn es auch noch meine sind. Werden sie von dem Dozenten, mit dem Hintergedanken verteilt, man solle auf jeden Fall zu zweit hineinschauen, okay. Das bekomme ich hin. Aber alles andere geht gar nicht. Bringst du deine Unterlagen nicht mit; Pech gehabt.
Diese Abneigung geht sogar so weit, dass ich dann manchmal ebenfalls so tue, als hätte ich meine Unterlagen nicht dabei. Nur um nicht mit jemandem gemeinsam hineinschauen zu müssen. Ich mag einfach nicht, die Nähe von demjenigen. Ich mag es nicht, wenn er auf meine Notizen schaut oder sieht, wie ich was abhefte.
Tritt der Ernstfall ein und ich habe meine Sachen leider „ebenfalls vergessen“, mache ich mir sorgfältig Notizen und trage sie dann zuhause nach.
Ich versuche die erforderlichen Dokumente ausgedruckt mitzubringen. Ich bin gar kein Computerfreund. Es geht einfach nichts über ein Blatt Papier und einen Stift. Man kann rumkritzeln, durch- und unterstreichen, Fragezeichen setzen und einfach aktiv damit arbeiten. Säße ich dort mit meinem Computer, wäre ich nach 10 Minuten abgehängt, weil ich die passenden Befehle zum Markieren, das Dokument im Adobe Reader und gleichzeitig den Faden des Vortrages finden müsste.
Die Aufmerksamkeit behalten. Weniges stellt einen so sehr auf die Probe, wie ein langweiliger Vortrag/ ein zähes, nichtssagendes Referat. Früher lenkte ich mich gerne standesgemäß mit meinen Kommilitonen ab. Schnackte, aß begeistert diese hammer mega Riesenbaguettes aus unserem Campuskiosk, oder beschäftigte mich höchst interessiert mit meinem Smartphone und den wichtigen Dingen im Leben. Heute versuche ich dies nicht mehr zu tun. Ist etwas todesmillionensterbenslangweilig?
Egal. Ich mache es mir interessant. Und sei es, dass ich Unterlagen für eine künftige Veranstaltung dabei habe und diese durcharbeite. So ist die Zeit nicht verschwendet und ich habe mich sinnvoll mit der Uni beschäftigt. 😉
Hier kommt ihr zu meinen Überlebensstrategien #1 und Überlebensstrategien #3 .
2 Gedanken zu “Überlebensstrategien #2”