Traumhaftes Wetter lockte mich heute Nachmittag für einen tollen Spaziergang nach draußen.
Alles flirrte und blühte um mich herum, Menschen genossen die Sonnenstrahlen und Kinder spielten auf Spielplätzen.
Ich machte es mir auf einer Bank bequem und dachte nach.
Dabei dachte ich auch an die Schulzeit, an Schulpausen und an Butterbrote ohne Aufschnitt darauf.
Im Nachhinein nimmt man vieles aus seiner Kindheit ja etwas anders wahr. In meinem heutigen Ich, mit meinem heutigen Blick auf die Dinge und die Welt um mich herum, kann ich vieles einordnen und mir herleiten.
Als Kind war mir vieles, was meine Mitschüler taten ein Rätsel.
Im Kindergarten erging mir dies schon ähnlich, doch konnte ich mich da, einfach aufgrund der Struktur die ein Kindergarten im Gegensatz zu einer Schule nun mal aufweist, besser zurück ziehen und mir kleine Nischen suchen.
In der Schule galt es nun, andere Qualitäten an den Tag zu legen, still zu sitzen und sich zu konzentrieren, was mir damals zum Glück nicht schwer fiel.
Der Unterricht in der Grundschule machte mir unheimlichen Spaß.
Ich liebte es, neue Dinge zu lernen und immer wieder mit neuen spannenden Themen konfrontiert zu werden.
Ich war die erste, die die Lesefibel komplett durchgearbeitet hatte und stets voller Tatendrang bei der Sache.
In den Pausen hingegen fühlte ich mich, besonders am Anfang meiner Schulzeit, recht unsicher.
Ich hatte das Glück mit meinem besten Freund in eine Klasse zu kommen, sodass es mir nicht schwer fiel dahingehend weitere Frendschaften knüpfen zu können.
Jedoch war mir das Verhalten einiger Kinder stets ein Rätsel.
Häufig wurde nicht gefragt, wenn sich jemand etwas von fremden Sachen nahm, oder die Kinder waren ständig laut und am schreien.
Auch verstand ich es nicht, wieso Kinder sich gegenseitig ärgern und wieso nicht einfach in Ruhe und ordentlich ein Spiel gespielt werden konnte.
Am liebsten spielte ich fangen. Und dies in jeglichen Varianten; Eckenfangen, Jungs fangen die Mädchen, Mädchen fangen die Jungs, Wer hat Angst vorm schwarzen Mann, Kettenfangen… diese Liste lässt sich noch beliebig erweitern.
Zur damaligen Zeit waren Diddl Blätter ein großer Trend gewesen. Ich besaß wohl eine der größten Sammlungen unter den Schulkindern an meiner Grundschule, wenn nicht sogar die größte.
Ich investierte viel Zeit in die für mich perfekte Ordnung und Sortierung meiner Diddl Blätter. Ebenso mein Taschengeld und viel Ausdauer und Elan beim Tauschen.
Im Gegensatz zu den anderen Kindern brachte ich meine Sammlung jedoch nicht mit in die Schule, sondern hatte eine extra dafür angelegte Tauschmappe, mit nur doppelten Blättern, also nur mit Blättern bestückt, die ich auch tauschen konnte und wollte.
Viele Kinder glaubten, ich würde bluffen, wenn sie mit mir tauschen wollten, ich diese Blätter jedoch bereits besaß.
Sie machten sich über mich lustig und zogen darüber her, ob ich mir zu fein wäre, meinen Ordner mit in die Schule zu nehmen.
Ich bin froh, dass ich dies niemals getan hatte, vielleicht wären mir Blätter abhanden gekommen, ich hätte schwer nein sagen können oder etwas wäre beschädigt worden.
Dennoch machten mir die Aussagen der anderen Kinder zu schaffen und ich war traurig, dass so böse über mich gesprochen wurde.
Kaum etwas lag mir ferner, als zu lügen und ich verstand nicht, wieso mir nicht einfach die Möglichkeit zugestanden wurde, die Wahrheit zu sagen.
Heute denke ich, dass bestimmt auch Eifersucht eine Rolle gespielt hatte.
Spielten wir in größeren Gruppen auf dem Schulhof war ich meist diejenige, die nichts sagte.
Ich mochte es nicht so gerne in einer größeren Gruppe zu sprechen und war am liebsten eher für mich oder im Kreis weniger, ganz enger Freunde.
Mit ihnen konnte ich mich in Ruhe unterhalten oder fantasieren.
Ich habe wirklich sehr gerne in meiner Fantasie gespielt. Also nach außen nicht wirklich eine Regung gezeigt, jedoch in meinem Inneren, in meinem Kopf, unendliche Welten bereist.
Zu meinen Lehrern hatte ich in der Grundschule ein tolles Verhältnis.
Ansich kann ich sagen, dass ich mit der Grundschulzeit, bis auf den Kontakt mit anderen Kindern, rundum positive Gefühle verbinde.
Dies änderte sich erst mit der weiterführenden Schule, vorallem die Jahre auf dem Gymnasium hatten bei mir einen ganz schönen Knick hinterlassen, von dem ich mich erst Jahre später anfangen konnte, zu erholen.
In der Grundschule wurde ich auf keine meiner vermeintlich merkwürdigen Wesenszüge reduziert und ich habe mich stets angenommen und akzeptiert gefühlt.
Ich hatte eine wunderschöne Grundschulzeit.
Dort gab es noch nicht die Herausforderung, sich wie andere Mädchen modisch kleiden zu müssen.
Es herrschte in unserer Klasse kein Mobbing und wenn man ein Hobby liebevoll ausübte war es nicht merkwürdig oder uncool.
Ich konnte zu Fuß zu meiner Grundschule gehen. Mein Weg führte mich durch unseren wundervollen Wald, von dem ich bald jeden Baum kannte und mich auf jeden Spaziergang freute.
Die Anwesenheit der Bäume macht mich auch heute noch zutiefst glücklich.
Ich wäre lieber in Gesellschaft der Bäume gewesen, als unter den sehr sehr lauten Kindern in der großen Pause.
Wie passend, nun spielen draußen vor unserem Fenster Kinder und sie sind sehr sehr laut.
Deshalb werde ich nun noch etwas in die Sonne gehen, dorthin, wo es etwas ruhiger ist.