Lange habe ich mich davor gedrückt wieder etwas zu schreiben. Es war mit Druck verbunden. Druck den ich mir selber machte.
Gerne erzähle ich euch, was in den letzten Monaten in meinem Leben geschehen ist.
Mein Studium
Dieses Semester begann für mich sehr holprig. Es ging mir seelisch nicht gut und ich hatte mit Depressionen zu kämpfen. Die Decke brach über mir zusammen, ich ging kaum zu einer Veranstaltung hin und war ich doch anwesend, empfand ich es als sinn- und trostlos. So quälte ich mich einige Woche durchs Semester und zog schließlich die Reißleine.
Ich stieg aus all meinen Kursen aus. Aus meinen Modulen, aus meinen Sprachkursen, aus allem. Zog mich zurück und besann mich auf mich selber. Meditierte. Behandelte meine depressiven Phasen. War künstlerisch tätig, um mich selber wieder zu spüren, malte und schrieb. Ich begann wieder zu leben.
Jeder, der mit Depressionen, depressiven Stimmungen und wie immer man es weiterführend bezeichnen möchte, zu tun hatte, weiß wie schwer es ist aus dem Loch emporzusteigen. Die schwarze Brille von den Augen zu nehmen und auf einem normalen Level zu agieren. Nicht bloß zu existieren, sondern das Leben wieder zu spüren.
Ich gehe zu Ringvorlesungen und zu einem Seminar in der Woche. Ab und an besuche ich die Mensa um Mittag zu essen, ansonsten halte ich mich zurzeit wenig in der Uni auf. Ich tanke Kraft und sammel mich um die große Aufgabe zu meistern, die dieses Frühjahr für mich ansteht.
Mein Praktikum
Im Frühjahr werde ich im Rahmen meines Studiums ein dreimonatiges Praktikum in einem Museum absolvieren. Ich bin aufgeregt und freue mich schon. Dies wird ein spannender Lebensabschnitt. Äußerst ungewohnt, da ich meinem gewohnten Schlafrhythmus, nämlich die Nacht zum Tag zu machen, nicht mehr nachkommen kann. Bald werde ich beginnen, mich intensiv darauf vorzubereiten.
Ich habe dort nichts von meinem Autismus erzählt und mein Ziel ist es dies auch beizubehalten.
Soziale Kontakte
Soviel unterwegs wie im letzten halben Jahr war ich in meinem gesamten Erwachsenenleben zuvor nicht. Und es ist großartig. Soviele tolle neue Menschen, die mich bereichern, sich mir mitteilen und meinen Horizont vergrößern.
Nächte in denen ich mich stundenlang unterhalte. Rauschende Parties und viel zu wenig Schlaf. Ich möchte nichts missen und werde mein Leben in der Form weiter zelebrieren.
Ab und an ziehe ich mich für einen Moment zurück, doch ich muss sagen: ich bin sehr glücklich.
Ich glaube daran, du bekommst das in dein Leben was du anziehst. Und ich habe wundervolle Menschen angezogen.
Autismustherapie
Im vergangenen Jahr schloss ich meine Autismustherapie ab. Ich bin guter Dinge, dass ich weiterhin erfolgreich mein Leben bestreiten werde.
Ich reflektiere mich, mein Verhalten, mein Empfinden, Befinden, sowie meine Umgebung deutlich und passe mein Verhalten, meine Bewältigungsstrategien durchgehend an. Ich komme gut durchs Leben.
In Zukunft werde ich eine Psychologin aufsuchen, ich möchte Rat einholen bezüglich meiner Konzentrationsstörungen sowie gegebenenfalls meiner Depressionen.
Momentan bin ich gut eingestelllt, gehe zum Sport und ins Collarium um Sonne zu tanken. Aber ich werde doch einmal eine Ärztin aufsuchen, mich mit ihr unterhalten und schauen was sie sagt. Schlussendlich werde ich dann für mich entscheiden wie ich am besten weiter verfahren werde.
Ausziehen
Ein Wunsch, der mich durch das vergangene Jahr begleitete, war es wieder aus meinem Elternhaus auszuziehen und auf eigenen Beinen zu stehen.
Aufgrund gesundheitlicher und wirtschaftlicher Faktoren entschied ich mich schlußendlich jedoch dagegen und bleibe bei meinem Vorgehen, wie ich es ursprünglich geplant hatte; zum Master werde ich ausziehen, ganz gleich in welcher Stadt ich dann studieren werde. Bis dahin bin ich weiterhin in meiner Gesundheit und meinem Wesen gefestigt und konnte mir einen finanziellen Puffer ansparen.
Ich freue mich riesig auf die Zeit und habe meinen Frieden mit der Situation geschlossen. Ich habe nicht mehr den Drang weg zu müssen.
Ich sehe das Ganze wie einen atmenden Organismus an, dem man Zeit und Raum einräumen muss um sich zu entfalten. Nach diesem Prinzip gehe ich meine Wünsche an. Ich lasse los. Gebe Zeit und Raum und erfreue mich an den Wundern, die sich mir bieten werden.