Dieser Beitrag soll nicht den Anforderungen einer wissenschaftlich fundierten Arbeit entsprechen. Ich möchte einzig auf meine höchst individuell eingefärbte und von persönlichen Eindrücken geprägte Wahrnehmung eingehen. Diese Begebenheit kann bei jedem Individuum völlig anders auftreten und meine Schilderung ist einzig als Denkanstoß gedacht. Ich distanziere mich von dem Anspruch der Allgemeingültigkeit.
Manchmal herrscht Krieg in meinem Kopf.
Ich bin nicht Herr meiner Gedanken. Sie übermannen mich, lassen mich nicht mehr los. Wie Sand rinnen sie durch die Fugen meines Geistes. Ersticken mich. Machen mich ohnmächtig, überwältigen.
Ich verliere gegen sie. Wie ein Steppenbrand ringen sie alles nieder. Einzig sie bleiben bestehen.
Drehen sich im Kreis. Immer und immer wieder dasselbe Gedankenkonstrukt. Das krank macht. Eigentlich schon längst und für immer überholt sein sollte. Und sich doch immer und immer wieder in meinem Kopf wiederholt.
Stets in derselben Reihenfolge. Stets im selben Wortlaut. Immer und immer wieder.
Es dämpft die Freude. Dämpft die Wahrnehmung der Umgebung. Der Sachen, die eigentlich wirklich wichtig und interessant sein sollten. Die lohnenswert wären, Aufmerksamkeit zu erhalten. Wie ein schlechter Filter auf einem Foto. Wie Kopfhörer die die Geräusche dämmen.
Wie ein Tinnitus, der dir Lebensqualität nimmt. Wie ein Moment, der verflogen ist und den du nicht ansatzweise in seiner Gänze und Vollkommenheit, in seiner Reinheit und Einzigartigkeit, erfasst hast. Weil du nicht hingesehen hast. Nicht hingehört hast. Ihm zu wenig Achtung beigemessen, ihn schlichtweg verpasst hast.
Alles rast an dir vorbei. Das Karussel in deinem Kopf dreht sich. Immer und immer wieder bist du im selben Film gefangen. Mit demselben Ende. Immer und immer und immer immer wieder.
Gerne würdest du aussteigen.
Einen Moment das alles beiseite lassen. Ein Schritt neben dich, neben dein Leben treten. Den Kopf zum Schweigen bringen.
Es ist so irrelevant. Die Gedanken so endlos unwichtig. Abstrakt, surreal, völlig bedeutungslos.
Manchmal herrscht Krieg in meinem Kopf.
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Eines meiner Hauptziele ist es, meinen Kopf unter Kontrolle zu haben. Ich bin der Meinung, Erfüllung kann ich einzig durch Reflektion und Arbeit an mir selber und meinem Tun erlangen. Es ist irrelevant was andere tun. Für mich zählt, wie ich damit umgehe, wie ich darauf reagiere. Mein Einfluss auf andere Menschen ist begrenzt.
Mich und mein Tun habe ich unter Kontrolle. Ich kann mir Ziele stecken und daran arbeiten sie zu erreichen. Ich habe Intentionen, die mich voran bringen. Ich kann auf mich Einfluss ausüben und danach Streiben mein Ideal zu erfüllen.
Ich habe keine Anforderungen oder Erwartungen an andere Menschen.
Ich hege gewisse Wünsche deren Verhalten betreffend, doch einzig ich bin der Mensch, von dem ich wirklich viel abverlange.
Mein Kopf ist selten still. Er dreht sich um mich und mein Verhalten. Doch ich kann Punkte setzen, bei Themen die mich betreffen. Frieden finden, ein Fazit ziehen, Bestrebungen erarbeiten.
Doch mein Kopf schweigt selten bei Begebenheiten andere Menschen betreffend.
Hier muss unterschieden werden; Menschen die mir etwas bedeuten. Menschen die irrelevant für mich sind.
Für mich gibt es eine Grenze. Bist du hinter diese gelangt, hast mein Herz und vielleicht sogar die Grundpfeiler meiner Existenz berührt, bedeutest mir also etwas, dann kannst du mein Gedankenkarussel in Gang setzen.
Wieso meldest du dich nicht bei mir. Wieso hast du dies getan, jenes gesagt, das nicht gemeint.
Warum verhälst du dich so. Warum warum warum. Ständig warum.
Bist du vor der Grenze, prallst du an mir ab, wie Granit. Es tangiert mich nicht.
Es bedeutet nicht, dass ich herzlos und gefühlskalt bin, aber ich habe meinen Kopf unter Kontrolle. Kann mich absetzen, abgrenzen und mich schützen.
Manchmal ist es deprimierend. Zu wissen, dass genau dieser eine Gedankengang, der einen den ganzen Tag und vielleicht die Tage davor schon prägend begleitet hat, im Grunde irrelevant ist.
Dass er zu nichts effektivem führt. Du eigentlich immer nur dasselbe und immer wieder einzig und allein das gleiche denkst. Und du diese Spirale nicht durchbrechen kannst.
Kein anderer Gedanke findet Platz. Kein Gedankengang kann diese eine festgesetzte Dauerschleife loslösen. Löschen. Transformieren.
Alles was verdrängend wirkt, wirkt nur auf Zeit.
Bis sich der Gedanke wieder einschleicht, oder durch einen anderen, zwanghaften, ersetzt wird.
Deine Wahrnehmung ist eingefärbt. Deine Konzentration beeinträchtig.
Du kannst Dinge nicht abschließen. In deinem Kopf finden sie kein Ende. Sie wiederholen sich. Gleich wie lange sie in der materiellen Welt bereits her zu sein scheinen. Gleich, ob du eigentlich und im Prinzip deinen Frieden geschlossen und Ruhe finden solltest.
Das Karussel dreht sich weiter.
Immer und immer weiter.