Auf Reisen

Wenn ihr diesen Beitrag lest, befinde ich mich gerade in Amsterdam.
Mit meinem Seminar mache ich dort die Museen unsicher und lasse es mir hoffentlich so richtig gut gehen.

Dies wollte ich gerne zum Anlass nehmen, um einige Zeilen über das Reisen und die entsprechenenden Vorbereitungen zu schreiben.

Bevor mein Familienmitglied die Diagnose „Asperger“-Syndrom bekommen hat, war es uns als Familie häufig ein großes Rätsel, wie wir es am besten auf Reisen oder Ausflüge vorbereiten könnten.

Neben körperlichen Symptomen fühlte es sich auch unsicher. Fehlende Rückzugsmöglichkeiten, viele Menschen und Unsicherheiten. Seit dem es die Diagnose erhalten hat, hat sich vieles getan.

Am meisten hilft, dass es über die Jahre angefangen hat, sich immer mehr auszutauschen und über sich und seine Empfindungen zu reden. Wir können uns nun im Vorfeld alle gemeinsam hinsetzen und Gegebenheiten besprechen und vorbereiten.

Sorgen und mögliche Lösungen können ins Auge gefasst und diskutiert werden, das ist eine große Hilfe.

Gerne möchte ich euch ein paar Beispiele nennen, die wir auf Reisen beherzigen, damit es unserem Familienmitglied gut geht.

1.) Das Buffet
Befinden wir uns in einem Hotel, gehen wir um die frühstmögliche Uhrzeit essen.
Wir stellen uns ggf. rechtzeitig für einen Platz an und unser Familienmitglied stößt hinzu, sobald wir einen Sitzplatz haben und sitzen.
Dann schauen wir, was es auf dem Buffet für Speisen gibt. Ist es nicht sehr voll, kann unser Familienmitglied nun gemeinsam mit uns zu den Speisen gehen und sich Essen auftun. In der Regel holen wir das Trinken für es.
Ist eine große Menschentraube um das Buffet, gehen wir für unser Familienmitglied los, um Speisen aufzutun, es bleibt dann an seinem Platz sitzen. Bei geringerem Stresslevel, kann es uns sagen, auf was es heute Appetit hat, sind es aber zu viele Reize und/ oder unangenehme Empfindungen kann es seine Wünsche häufig nicht äußern und wir tun ihm Speisen auf, von denen wir wissen, sie werden gut vertragen und gerne gegessen.
Es ist wichtig, dass das Essen gut vertragen wird, da der Stress häufig auf den Magen/Darm schlagen kann.
Bei Ausflügen nehme ich Trinken mit und schaue, dass das Familienmitglied regelmäßig trinkt. Dies wird in turbulenten Momenten, wie Ausflügen manchmal aus den Augen verloren und da es stets keine Tasche dabei hat, achte ich darauf, dass Flüssigkeit zu sich genommen wird.

2.) Medikamente
Es ist wichtig, dass wir im Vorfeld unsere Reiseapotheke genau im Blick haben. Wie ich bereits in einigen Beiträgen erzählt habe, greifen unangenehme und stressige Situationen häufig unsere Gesundheit an.
Besonders auf Reisen, wenn die gewohnten und geschätzten Rückzugsmöglichkeiten nicht gegeben sind, das Essen ein anderes ist und der gewohnte Tagesrhythmus durcheinander geraten ist, ist es wichtig gewisse Tabletten und Medikamente für den Notfall dabei zu haben.

3.) Planen
Im Vorfeld einer Reise werden grobe Ziele und Ausflüge abgestimmt und geplant. Auch für Alternativen sorgen wir, falls Familienmitglied an Ausflug A nicht teilnehmen kann, schauen wir, ob wir alle, oder wer mit ihm zurückbleibt.
Wir besprechen, wann wir wo essen gehen wollen, wie das gemeinsame Abendprogramm aussehen könnte.
Anziehsachen werden herausgelegt und mögliche Uhrzeiten, bis wann das Ganze gehen könnte festgelegt.
Spontan entscheiden wir uns manchmal um, wenn besonders gute Stimmung herrscht und alle Lust haben noch etwas, oder etwas anderes zu unternehmen.
Sollte jedoch ein schlechter Tag herrschen, dann können wir uns an die Absprachen (Plan B) halten und so Sicherheit geben.

4.) Den Koffer packen
Dafür nehmen wir uns viel Zeit.
In der Regel packen wir für das Familienmitglied. Es unterstüzt uns durch Äußerung von Wünschen, so dass alles mit dabei ist, was wichtig ist bzw. sein kann.

5.) Rechtzeitig planen/ buchen
Wir buchen unsere Reisen frühzeitig und planen unsere Ausflüge lange Zeit im Vorraus. Das ist ganz ganz wichtig.
Nur so können wir rechtzeitig Vorarbeit leisten, um mit so wenig Stress wie möglich und soviel Freude wie es geht in die, im wahrsten Sinne des Wortes, besondere Zeit zu starten.
Alles ist in der jeweiligen Zeit anders als sonst, das muss bedacht und häufig besprochen werden.

6.) Geduldig und gütig sein
Trotz aller Vorbereitungen, Vorfreude und Vorsätze kann es doch passieren:
es läuft anders als erwartet.
Etwas geschieht gar nicht oder in einem Maße, wie es nicht gedacht war.
Und unserem Familienmitglied fällt die Decke über dem Kopf zusammen.
Geduldig sein ist das allerwichtigste.
Liebevoll und sanft sein. Ganz gleich, was es in den Momenten sagt und wie es sich verhält. Manchmal ist das leichter gesagt als getan, doch die Grundintention in diesen Momenten sollte immer Geduld sein.
Auch für uns, als Umfeld, klappt dies mal mehr mal weniger. Es ist ein ständiger Lernprozess, ein sich aufeinander zu bewegen und einpendeln.

Jede Reise und jeder Ausflug bringt neue Dinge zu tage, auf die wir das nächste Mal achten werden, die uns gut gefallen haben und über die wir uns im Nachhinein intensiv austauschen.

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