Die Angst vor Menschen

„Die Menschen sind unbestimmte Wesen. Undurchschaubar. Ihre Reaktionen schwer einzuschätzen.

Wer weiß schon, was sie wie und aus welchen Gründen machen? Keiner kann in die Köpfe des anderen schauen, das Leben ist ein Glücksspiel.

Ich wusste jeden Tag aufs neue nicht was auf mich zukommt. Konnte die Reaktionen nicht zuordnen. Keine Worte mit Emotionen verbinden.

Wusste nicht was es bedeutet, wenn mir jemand etwas nettes sagt, dass Gefühle mit Worten transportiert werden können und, dass ich lernen könnte, den Code dieses Ganzen zu entschlüsseln.
Die Geheimnisse der Mitmenschlichkeit zu entwirren, um selber Gefühle zeigen zu können.

Worte mit Emotionen zu verbinden.

Jeder Tag aufs neue war geprägt von Ängsten. Ängsten vor Grundsätzlichem. Ängste, vor Dingen, die andere nicht einmal wahrnehmen, geschweige denn in Betracht ziehen, dass man vor ihnen überhaupt Angst haben könnte.

Ich traute mich dies nicht. Ich traute mich jenes nicht.
Manches ging nur manchmal, anderes überhaupt nicht. Nie. Einfach gar nicht.

Oft hatte ich den Willen, etwas zu tun, etwas zu versuchen.
Doch dann brach es über mich zusammen. Wie ein Kartenhaus.
Wie ein undurchdringliches Gewitter, durch das ich mich alleine schlagen muss.

Niemand konnte mir helfen. Keiner mich durchdringen.

Die Emotionen überwältigten mich und ich konnte nicht beschreiben, was da eigentlich genau passierte. Warum ich mich so ausgeliefert fühlte.
Geschweige denn, was passieren könnte, damit es mir besser gehen würde.

Ich versuchte Lösungsansätze zu finden. Zu analysieren, woran dies und jenes lag.
Oft war ich der Meinung, ich hätte den Lösungsansatz, DEN Grund für das gerade Passierte gefunden.

Doch dann geschah es von neuem. Wieder fühlte ich mich der Situation ausgeliefert und war letzendlich keinen deut schlauer.
Wusste nicht mehr als vorher.
Konnte nicht besser auf die Begebenheit reagieren.

Drehte mich nach wie vor im Kreis.

All die Menschen die helfen wollen.

All die Fragen, denen du eine Rechenschaft schuldig bist.

All die Gesichter, die du nicht enttäuschen möchtest.

Der Druck, der immer größer wird, mit jedem Tag.

Ich wusste nicht, was ich machen könnte.
Fühlte mich dem Leben und seinen Facetten ausgeliefert.

Wie ein Kind, in einem Brunnen, das nicht gelernt hat zu schwimmen.“

Auszug aus einem Gespräch mit meinem Familienmitglied, wie es seine Umwelt wahrgenommen hat und teilweise immer noch wahrnimmt.

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