Im Kindergarten war es eine beliebte und gängige Methode, die Kinder mit Malen zu beschäftigen.
Fingerfarben, Wachsmalstifte oder einfache Wasserfarben trugen zur Belustigung der Gruppe bei und sollten unsere Kreativität anregen und unterstützen.
Ein großes Regalbrett voll mit Malkitteln wurde dabei stets zu meiner ersten Hürde, beim Erklimmen des Kreativitäts-Olymps.
Ein Malkittel war allerdings die Vorraussetzung, um sich an den Gruppentisch einreihen zu dürfen.
Sie sollten unsere Kleidung vor fiesen Farbflecken schützen und den Eltern das Gefühl geben; hier geht es ihren Kindern gut. Wir passen auf, dass sie sich nicht allzu dreckig machen.
Diese Kittel waren nicht mein Fall.
Sie rochen. Nach fremden Menschen.
Farben.
Alt.
Getragen.
Muffig.
Nicht sauber.
Einfach nicht nach mir.
Teilweise waren sie steif, voll eingetrockneter Farbe.
Das einzig positive war, dass sie nicht nach Schweiß rochen. Ich weiß nicht wieso, aber eine Assoziation, Kinder plus Schweiß habe ich nicht.
Es gab nur zwei Möglichkeiten. Entweder ich zog den Kittel an und durfte Malen, oder eben nicht.
Meist versuchte ich mich zu überwinden und zog schnell das eingetrocknete, viel zu lange Oberteil über meine Anziehsachen.
Dies hinterlies nach dem Malen auch auf meinen eigenen Klamotten eine unangenehme, fremde Duftnote, doch meist fiel mir dies erst im Nachhinein auf.
Wir setzten uns an die kleinen Tische, die zu einem großen gemeinsamen Tisch zusammengeschoben worden waren.
Lieber hätte ich alleine gemalt. Alleine und in Ruhe.
Das ständige „Hey, was malst du?“, das Geprahle, wie toll doch das ist was P gemalt hat und dass der Dino von D niemals aussehe wie ein Dino, mochte ich nicht.
Ich wollte nicht über das reden was ich malte.
Mir gefiel es nicht, wie die Kinder mit den Pinseln umgingen. Dass sie sie nach ihrer Benutzung nicht wieder ordentlich sauber machten. Dass sie das Tuschwasser so verschmutzten und auch die Farben verunreinigten.
Es schien ihnen völlig egal zu sein, oder sogar Spaß zu machen.
Sobald ich mir einen halbwegs wenig eingetrockneten Pinsel ausgesucht hatte, versuchte ich zu retten, was eben zu retten ging.
Ich war nicht sehr angetan von dieser Tätigkeit, versuchte jedoch so gut es ging einige der verkrusteten Pinselborsten zu lösen. Sodass sie immerhin wieder ein bisschen die Farbe aufnehmen konnten und sie gleichzeitig nicht direkt mit alten Farbresten verunreinigten.
Die meisten Farbfässchen glichen einem Braun.
Ich weiß nicht, ob mit den Kindern damals keine Farbenlehre besprochen wurde, oder ob es ihnen schlichtweg egal war und sie wieder Spaß dabei hatten, alle Farben miteinander zu verrühren.
Ich verstand es nicht.
Es machte mich traurig, zu sehen, wie das Gelb immer brauner wurde und das Grün an Strahlkraft verlor.
Die Erzieherinnen waren begeistert von jedem einzelnen Bild, das ihnen präsentiert wurde.
Die meisten Bilder fand ich einfach nur doof.
Nein, ich konnte darauf keinen Tiger erkennen.
Und ein Mensch hat keine drei Arme.
Das Haus dahinten ist kleiner als deine Blume, die du davorgestellt hast.
Und nein es ist nicht witzig, dass du einen Strich auf mein Bild gemalt hast! Mein Bild ist mein Bild!
Am liebsten malte ich immer noch Zuhause.
Dort hatte ich meine Ruhe. Ich musste keinen Kittel anziehen, musste meine Farben nicht teilen und verunreinigen lassen und niemand schmierte auf meinem Bild herum.
Oh, du sprichst mir aus der Seele. Diese zeichenfolter ist mir auch noch gut im Kopf und auch ich habe mich immer sehr über den Umgang mit den Farben und Pinseln aufgeregt.
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