Autistische Kinder werden erwachsen

So oft gelesen, manchmal geschmunzelt, häufig die Augen verdreht. Wenn von autistischen Kindern und erforderlichen Unterstützungsmaßnahmen die Rede ist, wird ihr darüber hinausgehender Unterstützungsbedarf in vielen Fällen außen vor gelassen. Auch wir werden erwachsen. Themen, die Heranwachsende in ihren Zwanzigern und darüber hinaus beschäftigen, betreffen uns ganz genauso. Auch ich habe es erlebt. Ich habe die Zwanziger gemeistert und bin nun 30 Jahre alt.

30… Also sowas von erwachsen. Gleiches Thema wie seit Beginn meiner Texte; immer noch kein Therapeut in Sicht. Dafür meinen Masterabschluss in der Tasche und erste Jobs gemeistert. Hey, ich bin Doktorandin jetzt. Und muss immer noch in regelmäßigen Abstand meine Behinderung nachweisen, um meinen Schwerbehindertenausweis behalten zu können.

Die letzten Jahre habe ich mich viel mit meiner Diagnose auseinandergesetzt. Es gibt kaum was wichtigeres, als über die eigenen Rechte Bescheid zu wissen. Der defizitäre Ansatz der Klassifikation „Behinderung“ hat mich mürbe gemacht. Wie kann ich so Stolz empfinden? Ich habe mir andere Vorbilder gesucht, meine Ansichten erweitert, sehe mich als divers an, nicht als behindert. Was nicht bedeutet, dass ich mich frei fühle von den Behinderungen und Schwellen, die das Leben in unserer Gesellschaft und in den systemischen Ebenen, in denen ich mich bewege, mit sich bringt.

Es sollte einen weiten Ansatz geben, viele Zugänge und Gespräche. Kinder die heute als „schwierig“ und „unangepasst“ erlebt werden, werden zu erwachsenen Menschen. Genau wie ich. Wie können wir integriert werden und uns als wertvollen Teil dieser Gesellschaft erleben? Wie können wir stolz auf uns sein und uns lieben wie wir sind? Wie können wir respektvollen Umgang mit uns selbst erlernen, welche Vorbilder werden uns im Fernsehen und in sozialen Medien offeriert? Wer spricht für uns?

Engl.: So often read, sometimes smiled at, often rolled the eyes. When autistic children and necessary support measures are mentioned, their need for support beyond that is in many cases left out. We are growing up too. Issues that affect adolescents in their twenties and beyond affect us just as much. I too have experienced it. I have mastered my twenties and am now 30 years old.

30… So so grown up. Same topic as since the beginning of my texts; still no therapist in sight. But I’ve got my Master’s degree in the bag and mastered my first jobs. Hey, I’m a doctoral student now. And I still have to prove my disability at regular intervals in order to keep my disability certificate.

The last few years I’ve been dealing with my diagnosis a lot. There is hardly anything more important than knowing about your rights. The deficit approach to the classification of „disability“ has worn me down. How can I feel pride like this? I have sought out other role models, broadened my views, see myself as diverse, not disabled. Which is not to say that I feel free from the disabilities and thresholds of living in our society and the systemic levels in which I move.

There should be a broad approach, many approaches and conversations. Children today who are experienced as „difficult“ and „maladjusted“ become adults. Just like me. How can we be integrated and experience ourselves as a valuable part of this society? How can we be proud of ourselves and love ourselves as we are? How can we learn to treat ourselves with respect, what role models are offered to us on television and in social media? Who speaks for us?

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