In meiner Klasse gab es die klassischen Arten von Schülern, wie glaube ich an jeder Schule. Wir hatten den Streber. Die, die beim Melden grundsätzlich nur das wiederholte, was vor ihr bereits jemand gesagt hatte. Die, die nur Fragen stellte und trotzdem mit einer Bomben mündlichen Note nach hause ging.
Wir hatten den Veganer, der einen mit einem giftigen Blick zu Recht zu weisen versuchte, sobald das Thema auch nur ansatzweise in die Richtung Fleisch, Tiere und Massentierhaltung driftete. Uns beglückten diverse alternativer eingestellte Persönlichkeiten, die den Blickwinkel auf Themen und Aspekte lenkten, denen wir sonst im Kollektiv vielleicht nicht die breite Aufmerksamkeit geschenkt hätten.
Und wir hatten mich. Ich liebte es mich in der Klasse zu präsentieren; Gruppenarbeiten vorzutragen, Referate auszuarbeiten und Projekte durchzuführen.
Ich genoss es einfach, mich vorne vor die Klasse zu stellen und zu erzählen, zu erzählen und nochmal zu erzählen.
Wochenlang arbeitete ich in penibler Kleinarbeit auch nur den geringsten Fitzel meines Vortrags aus. Referate wurden zwei drei Mal komplett überarbeitet und umgeschrieben, bevor ich sie vortrug. Bilder wurden einlaminiert. Handouts verfasst; wobei die wichtigen Dinge bereits markiert, beziehungsweise unterstrichen waren.
Meine Power-Point-Präsentation ergänzte ich mit zum Thema passender Musik, kleinen Snacks und ausländischen Zeitschriften. Ich wollte meinen Zuhörern ein Spektakel bieten! Sie sollten wissen, gleich kommt ganz großes Entertainment.
Es machte mir einfach nur einen heiden Spaß.
Vor allem der Punkt, den Leuten mein Wissen auf die Nase binden zu können. Dankbar nahm ich jede Vorlage für eine Diskussion auf, wog Vor- und Nachteile ab, definierte Bezeichnungen, damit sich die Diskussion in einem, wie ich fand, geeigneten Rahmen bewegen konnte und ging dann zu 99% auch noch mit einer super Note nach hause. Besser konnte es doch gar nicht laufen.
Meine Gruppenmitglieder waren jedes Mal heilfroh, sich etwas zurücklehnen zu können, wenn dann Anna das Zepter übernahm. Allerdings mussten auch einige ziemlich schnell einsehen, dass ich zwar gerne Aufgaben übernahm und auch gerne vortrug, aber lange nicht der Dödel war, dem man den schwarzen Peter plus die meiste Arbeit zu schieben konnte.
Auch heute noch im Studium provitiere ich von meiner Begeisterung, Vorträge und Referate halten zu können. Zwar hat sich der Arbeitsaufwand, im Vergleich zur Schule, mehr als verdoppelt, doch das ändert nichts an der Tatsache, dass es mir Freude bereitet.
Wochen vorher gehe ich in Ruhe in die Bibliothek. Drucke mir die erforderlichen Dokumente aus, durchstöbere den Handapparat der Dozenten. Ich fertige Farbkopien an (gerne auch in DIN A3) und lese die Texte 5/6 Mal. Gerne versuche ich, mir das Thema auch auf andere Art und Weise näher zu bringen. Für mein Thema „Wörlitzer Landschaftsgarten“ im Modul „Europäische Gartenkunst“ zum Beispiel werde ich erst einmal hinfahren, mir den Garten in nächster Nähe ansehen und Fotos machen, die ich dann Urheberrechtsfrei in meinem Vortrag verwenden kann.
Sofern sich die Möglichkeit bietet, nehme ich gerne solche Dinge in Anspruch, um das Thema für mich weniger komplex und abstrakt erscheinen zu lassen.
Referate: Eine erwünschte und legale Bühne, sich unverhohlen und zugleich höflich, Hand in Hand mit seinem Wissen präsentieren zu können!
Sie erlauben es, sich so richtig in ein Thema zu vertiefen und sich intensiv über es auszutauschen.
Das gefällt mir einfach so gut an Referaten und Vorträgen.
Wenn ihr euch in eure Schulzeit versetzt, was verbindet ihr mit Gruppenarbeiten und Referaten? 🙂