Warum ich das Ganze hier mache

Meine Intention ist eine ganz einfache.

Ich habe ein Familienmitglied, das eine schwere Zeit durchlebt hat. Es hat Stationen im Leben durchlaufen, die man einem Menschen nicht unbedingt wünscht zu erfahren.

Es hetzte von gestellter Diagnose zu gestellter Diagnose. Von Arzt zu Arzt. Von Lehrern, zu Schulleitern und wieder zurück zu Lehrern.

Ich weiß, wie es für eine Familie ist, wenn ein Familienmitglied leidet. Wenn es sich nicht erklären kann, warum es manche Dinge nicht machen kann. Warum es das Haus nicht verlassen kann. Warum es nicht zur Schule gehen kann. Warum es nicht antworten kann.

Die Familie möchte gerne helfen. Alles dreht sich um dieses Thema, wie man geschlossen den Weg und die Widrigkeiten bestehen kann.

Doch du weißt einfach nicht was dieses Familienmitglied hat.
Psychologe um Psychologe wird ein anderer Verdacht, eine andere Diagnose geäußert, unterschiedliche teils völlig gegensätzliche Therapievorschläge gestellt und du kannst dem geliebten Menschen einfach nicht helfen. Weil du nicht weißt, was er hat.

Weil das Familienmitglied Zuhause ganz anders ist als in der Öffentlichkeit.
Weil sich jeder wundert, der mitbekommt, dass dieses Familienmitglied überhaupt ein „Problem“ hat und „anders“ ist, weil es so normal herüberkommt.

Für dieses Familienmitglied mache ich das Ganze.
Wir teilen dieselbe Diagnose.
Wir verstehen uns blind.
Ich weiß, wie es sich fühlt, wie es denkt und mit welchen Dingen es Tag für Tag zu kämpfen hat.

Wie ihm geht es sehr vielen Menschen.

Menschen, die vielleicht noch nicht diagnostiziert sind.

Menschen, die sich nicht mitteilen können.

Menschen, die Angehörige im Hintergrund haben, die verwirrt sind. Die helfen möchten, aber nicht wissen wie. Verunsichert sind, weil sie nicht in ihren geliebten Menschen hineinsehen können um zu verstehen.
Um einfach zu verstehen, warum und wieso es ist wie es ist.

Ich kann mich mitteilen.

Ich kann mich artikulieren und meine Empfindungen in Worte fassen.

Deshalb das Ganze.

Ich freue mich, wenn es ein/ zwei Leute gibt, denen mit diesen Texten wirklich geholfen ist. Die sich denken; „Ah, jetzt sehe ich Punkt so und so mit etwas anderen Augen.“ Oder „Achso, deshalb macht er das vielleicht/ macht er das vielleicht nicht.“

Ich selber habe nichts davon. Naja insofern schon, dass ich das Gefühl habe, ich tue etwas.

Ich würde für mein Familienmitglied so gerne die Welt verändern.

Ihm das Gefühl geben, du bist richtig so wie du bist. Du musst dich für nichts und niemanden verstellen. Nur weil du nicht die Mehrheit bist. Scheiß auf die Mehrheit.

Aber ich kann es nicht.

Jeder Tag aufs neue bringt Situationen und Gegebenheiten mit sich, die für mein Familienmitglied schwierig sind. Die es an seine Grenzen bringen und es an sich zweifeln lassen.

Ich kann die Welt nicht ändern.

Aber ich kann ein Stück dazu beitragen, dass die Welt offener ist. Dass Menschen, die sich, aus was für Gründen auch immer für dieses Thema interessieren, etwas mehr über diese ganz bestimmte Art der Wahrnehmung erfahren können.

Deshalb mache ich das Ganze hier.

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